Rinderarbeit
Working Equitation

Was ist Working Equitation?

Working Equitation ist eine junge Turniersportdisziplin, die sich aus der Tradition der südeuropäischen Arbeitsreitweisen wie der Doma Vaquera entwickelt hat. Sie fasst sämtliche Arbeitsreitweisen zusammen, aus denen auch vor langer Zeit das Westernreiten entstanden ist.

Die einzelnen Aufgaben sind angelehnt an die Anforderungen der berittenen Rinderhirten der unterschiedlichen europäischen Arbeitsreitweisen. Die verschiedenen nationalen Arbeitsreitweisen können sich durch ein gemeinsames Reglement in der Turniersportdisziplin Working Equitation miteinander messen und gleichzeitig ihre Traditionen weitertragen. Die Working Equitation enthält vier Disziplinen bzw. Prüfungen: Der Dressur, einem Stil - oder Dressur-Trail, einer Speed-Trail Prüfung und der Königsdisziplin Rinderarbeit.

Was muss man zu dieser Disziplin wissen?

Zu Recht sind die einzelnen Länder stolz auf ihre Traditionen und das Erbe der Reitkunst, welches sich in jedem dieser Länder entwickelt hat. Der Stolz auf ihre Reitweise, ihre Pferde und Rinder ist unverkennbar. Umso schöner ist es, dass die einzelnen Länder diese noch heute in Form der jungen Reitsportdisziplin Working Equitation präsentieren und weitergeben können.

Rinderarbeit als Herzstück der Working Equitation

Die Rinderarbeit ist das Herzstück der Working Equitation. Ohne die Zucht von Rindern in den südeuropäischen Ländern im teils rauen Gelände hätte sich nirgends eine Arbeitsreitweise entwickelt. Nur durch die Aufgaben der Pferde in der Landwirtschaft - besonders in Spanien, Frankreich und Italien - hat sich diese wunderbare Arbeit zu Pferde entwickelt. Vorbilder sind die spanischen Vaqueros mit ihren edlen PRE, der südfranzösische Gardien mit seinem charmanten Camargue Pferd und die italienischen Butteri.

Die Rinderarbeit in der Working Equitation erinnert an die Arbeit der Rinderhirten auf der Ranch und den Weiden. Aufgrund der kargen Landschaften werden die noch sehr ursprünglichen und wilden Rinder in großen Herden auf riesigen Weiden gehalten. Der berittenen Rinderhirte folgt den Herden, treibt sie zur Ranch oder auf ein anderes Weidestück oder muss einzelne Rinder von der Herde separieren, um sie zu impfen oder Wunden zu versorgen. 

Wie läuft die Disziplin Rinderarbeit international ab?

In der internationalen Rinderarbeit der Working Equitation ist Teamwork angesagt. Damit sind weniger die Rinder gemeint, als die Pferd-Reiter Paare. In der Teildisziplin Rinderarbeit nach internationalem Vorbild muss ein zugelostes Rind von einem Reiter aus der Herde separiert und in einen Coral getrieben werden.

Sobald der Reiter das Rind aus der Herde separiert und über eine vorgeschriebene Linie getrieben hat, dürfen 3 weiteren Pferd-Reiter-Paare als Helfer beim Treiben des Rindes und Kontrollieren der restlichen Herde unterstützen. Nur das ausgeloste Rind soll sich von der Herde trennen und als einziges über die Linie laufen. Am Ende geht es darum, welches Team die meisten Rinder in der schnellsten Zeit aussortieren und in den Coral treiben konnte.

Wie läuft die Disziplin Rinderarbeit in Deutschland ab?

Die Rinderarbeit in der Working Equitation Deutschland wird nach dem deutschen Reglement des WED Working Equitation Deutschland e.V. als Einzeldisziplin ausgeführt. Das Pferde-Reiter-Paar arbeitet also ohne Helfer mit der Rinderherde. Dem Reiter wird durch das Zufallsprinzip eine Kuh zugeteilt, die er aus der Herde separiert.

Die Rinder tragen nummerierte Halsbänder oder haben Farbmarkierungen, sodass der Reiter seine Kuh in der Herde identifizieren kann. Zu Beginn in der Klasse L besteht die Aufgabe darin, die ausgewählte Kuh ruhig von der Herde zu separieren und über eine vorgegebenen Grundlinie zu treiben. Die Kunst besteht darin, so konzentriert und ruhig zu arbeiten, dass nur diese Kuh über die Linie getrieben wird und die restliche Herde ruhig hinter der Linie stehen bleibt.

Weitere Informationen und die Prüfungsordnung finden Sie hier: WED Reglement.

Anforderungen in der Rinderarbeit

Zu Beginn in den leichten Klassen Einsteiger und Anfänger ist die Rinderarbeit noch kein Bestandteil der Prüfungen. In der Klasse L besteht die Aufgabe der Rinderarbeit darin, die ausgewählte Kuh ruhig von der Herde zu separieren und über eine vorgegebenen Grundlinie zu treiben. Die Kunst besteht darin, so konzentriert und ruhig zu arbeiten, dass nur diese Kuh über die Linie getrieben wird und die restliche Herde ruhig hinter der Linie stehen bleibt.

Nicht ohne Grund nennt man die Rinderarbeit in der Working Equitation auch die Königsdisziplin. In den höheren Klassen steigern sich die Anforderungen. In der Master-Klasse muss der Reiter zeigen, dass er sein Rind bis in einen Coral am anderen Ende des Reitplatzes treiben kann. Dafür muss sein Pferd souverän an die Rinder herangehen, der Reiter sensibel auf sein Pferd und die Rinder reagieren und ruhig und geschickt vorgehen, damit die restliche Herde an ihrem Ursprungsort bleibt. Am Ende zählt auch hier die beste Zeit. Sie ist jedoch nur durch ruhiges, konzentriertes und gekonntes Reiten, Verstand für das Verhalten der Rinder sowie einem Fünkchen Glück bei der Loswahl der Kuh zu erreichen.

Tierschutz in der Rinderarbeit

Das deutsche Turnierreglement hat sich in Bezug auf die Rinderarbeit in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und verändert. Hintergrund dafür ist der Tierschutzgedanke. Das Ziel dahinter ist es, eine ruhige und für die Rinder möglichst stressfreie Rinderarbeit zu fördern und zu verbreiten.

Die internationale Rinderarbeit als Teamdisziplin ermöglicht eine häufig sehr viel dynamischer Arbeit an den Rindern. Um zu vermeiden, dass mit zu viel Tempo und Druck geritten wird, wird diese Teildisziplin in Deutschland mittlerweile als Einzeldisziplin geritten. Denn nicht zuletzt spiegelt ein ruhiges und sicheres Arbeiten des Reiter–Pferd-Paares die Idee der traditionellen Arbeitsreitweise am besten wieder und ist nicht selten gleichzeitig das beste Indiz für eine gute Zeit.

Was muss das Pferd beherrschen

Rinderarbeit kann man mit nahezu jedem Pferd erlenen. Im Vergleich zur Cowhorse oder dem Cutting im Westernreiten braucht ein Working Equitation Reiter im Vergleich zu einem Cowboy kein Pferd mit Cow-sense.

Die in der Working Equitation geforderten Voraussetzungen für die Rinderarbeit erlernen Pferd & Reiter in einem speziellen Rinder-Kurs. Die Teildisziplin Rinderarbeit stellt Pferd & Reiter vor besondere Herausforderungen und eine spezielle Ausbildung. Zum einen die Gewöhnung des Pferdes an das Tier Kuh, das Lesen der Herde und dem Verhalten der Rinder und das Erlernen feiner Hilfen für benötigte Wendungen und Lektionen.

Bevor ein Pferde-Reiter-Paar sein Können in der Rinderarbeit auf einem Turnier demonstriert, sollten die Teilnehmer mit dem eigenen Pferd auf mehreren Kursen Erfahrungen sammeln und die richtige Taktik lernen. Im Anschluss an einen Kurs bei einem lizensierten Rindertrainer und erfahrenen Reiter können Pferd und Reiter die Prüfung für den sogenannten Rinderschein machen. Der Rinderschein für das Pferd und den Reiter sind Voraussetzung, um ab der Klasse L an der 4. Teildiszplin Rinderarbeit teilnehmen zu dürfen. 

Was ist ein Rinderschein?

Als Voraussetzung für die Teilnahme an der Teildisziplin Rinderarbeit auf einem Working Equitation Turnier ist der Besitz eines Rinderscheins. Damit wird sichergestellt, dass Pferd und Reiter das Grundwissen um die Bedürfnisse und das Verhalten der Rinder besitzen und die reiterlichen Voraussetzungen für die Rinderarbeit mitbringen.

Einen Rinderschein kann der Reiter mit seinem Pferd auf einem Rinderkurs bei einem vom WED.eV. zertifizierten Rindertrainer machen. Dabei wird das theoretische Wissen über das richtige Setteln einer Rinderherde und das Verhalten der Rinder vermittelt. Der Reiter lernt die notwendigen Lektionen und engen Wendungen im Galopp mit seinem Pferd und muss sie als Einzelreiter an einer Rinderherde demonstrieren. Dabei muss er zum Bestehen 2 Rinder einzeln separieren und über eine vorgegebene Linie treiben.

Der Rinderschein stellt jedoch nur die minimale Grundvoraussetzung dar. Pferd und Reiter trainieren die Rinderarbeit, ebenso wie die anderen Teildisziplinen Dressur, Stil- und Speed-Trail. Der Weg zur harmonischen Rinderarbeit in Bestzeit erfordert ebenso viel Training wie die Dressur, der Stil-Trail oder Speed-Trail. Das Ziel ist eine perfekte Teamarbeit von Pferd und Reiter sowie Rittigkeit bei feinsten Hilfen, die eine konzentrierte und geschickte Rinderarbeit in Bestzeit ermöglichen.

Working Equitation WM 2018

Faszination Working Equitation in Deutschland: Die deutschen Working Equitation Reiter beweisen seit vielen Jahren ihr Können in der Königsdisziplin Rinderarbeit auf vielen Working Equitation Turnieren und deutschen Meisterschaften. Das deutsche Team ist unter Leitung des Bundestrainers Manolo Oliva auf der WM 2014 in Wien, der EM 2016 und zuletzt unter Leitung des Bundestrainers Nuno Avelar auf der Working Equitation WM 2018 in Folge Team-Weltmeister geworden und holten die Goldmedaille in der Rinderarbeit.

Es macht Freude zu verfolgen, wie die Working Equitation hierzulande nicht nur Spaß und Motivation auf den Turnierplatz bringt. Mit der Rinderarbeit schlägt das Herz und der Ursprung der Working Equitation mittlerweile auch in diesem Lande.

Was benötigt man an Ausrüstung